Lippenbekenntnis
Gedichtszyklus 'Chronik eines netten Versuches'
2025
Wortmalerei
Tusche auf Leinwand (UV-Lack)
100/100
EDITIONEN
20' x 500
60' x 100
OVP

 

Chronik eines netten Versuches

Tag 1

Pfennigabsätze
Netzstrumpfhosen
Keinen BH
Der Bauchnabel gepierct
Lieber Wein als Bier
So alt wie mein kleiner Bruder
Bodenbett
Keinen Platz für Handschellen
Tattoo auf dem Rücken
Weiche Lippen
Starke Küsse
Raucht nicht
Nicht nie aber fast
Genießt gerne
Hat Angst vor einem Bauch
Und spießige Träume
Möchte Kinder
Riecht nach Lust
Macht Liebe statt Sex
Und wohnt noch bei Mama.

Alles erfahren heute Morgen
Zwischen drei und halb fünf.

 

Tag 6

Weiße Haut liegt neben mir
Und duftet nach Verlangen
Und breitet sich im Ganzen aus
Erfüllt den Raum und nimmt den Atem
Und lässt den Wahnsinn kochen
Erreicht die Lust und fordert sie zum Tanze
Und führt und lässt sich nicht beherrschen.

Weiße Haut liegt neben mir
Und lässt sich nicht verleugnen
Und ruft mich auf zum Handeln
Liegt steinern listig da und wartet auf die Hände
Die ihre Wärme nehmen
Und bietet Platz im Schoß um lustvoll zu erleben
Was ist wenn Körper sich erobern.

Weiße Haut liegt neben mir
Und treibt mich in die Enge
Und reicht mir stolz das Gnadenbrot
An dem ich mich verschlucke um mich zu füttern
Mit dem Geist an Sehnsucht
Der unbehende überlebt dem Teufel dient
Und stirbt um wieder zu erwachen.

Weiße Haut liegt neben mir
Und lässt sich nicht begreifen
Erwidert nur die Noten
Die zu einem Lied geführt die Taubheit übertönen
Und fordert klar die Rechte
Nach einem Sieg in diesem Spiel
Das klingt wie sie es von mir will.

 

Tag 29

Was war das –
Ein Strohfeuer
Das mal eben so meine Vergangenheit
Und meine Zukunft vernichtet hat?

Du scheinst förmlich
Aus meinen Gedanken zu rennen
Oder es ist mein Kopf
Der flieht
Egal
Irgendetwas passiert gerade
In atemberaubender Geschwindigkeit
Und treibt uns auseinander.

Ich kann dich nicht halten
Will dich nicht halten?

Bilder jagen durch meinen Schädel
Durchbrechen zu jeder Seite die Grenzen
Und beginnen zu schweben
Hinaus in die Freiheit
Hinein in das Leben.

Ich habe versucht zu begreifen
Wer du eigentlich bist
Und fühle den Widerstand wachsen
Diesen Weg nun fortzusetzen
Bin verwundert
Und gespannt
Was meine Augen morgen sehen
Und lebe wieder
Nur für mich.

 

Tag 53

Mich erfüllt schon längst nichts mehr
Außer eine Form von Fassungslosigkeit
Die jedoch bereits dabei ist
Sich zu erheben
Und mich zu verlassen.

So komme ich zurück
Und stehe schon vor der eigenen Tür
War kurz aus
Und habe mich einen Moment lang verloren
Viel mehr war es wohl nicht.

Und viel mehr warst du wohl auch nicht
Eben nicht das große Meer
Sondern bloß der eine Tropfen
Der mein Fass zum Überlaufen brachte
Und mich verströmte.

So sitze ich wieder hier auf mich beschränkt
Im Angesicht meiner Zukunft
Und blicke tief in deine Augen
Die vor mir
In einem großen Nichts verblassen.

 

Tag 61

Heute kam die Antwort
Endlich
Deine Worte auf meine Worte
Scharf wie Messer
Die Du in meine Wunden stößt
Doch – meine Liebe
Du kommst zu spät.

So viele Tränen haben sie heilen lassen
Es kratzt mich noch ein wenig
Aber nicht mehr
Kein Auge blickt weinend zurück
Zwei schauen lachend nach vorn
Wo es keinen Platz mehr gibt
Für Dich.

 

Tag 178

Lasse ich nur zu was war
Oder was nun ist
Ich hatte dich doch lange schon vergessen
Ich hatte gelitten
Und habe gelernt
Und jetzt –
Da haben wir getanzt
Eine Nacht hindurch
Einen Morgen hinein
Und alles ist anders
Und alles ist gleich
Wie gleich
Das werden wir sehen.

(SAXA)

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